Ein Sturzereignis kann bei jedem Menschen jeder Altersklasse im Alltag vorkommen, ob durch Unachtsamkeit oder bei sportlichen Aktivitäten. Die Sturzprophylaxe wird vor allem bei älteren Menschen oder bei Menschen mit restringiertem Allgemeinzustand angewendet. Diese haben oftmals Schwierigkeiten, ihr Gleichgewicht zu halten oder sich nach Verlust des Gleichgewichts wieder durch die eigene Balancefähigkeit zu stabilisieren. Zudem weisen sie eine verminderte Schutzreaktion auf, sodass sie die Sturzfolge kaum bis gar nicht reduzieren können. Bei Sturzfolgen kann es sich um physische Auswirkungen wie Prellungen, Wunden, Verstauchungen, Frakturen bis hin zum Tod handeln. Aber auch psychische Auswirkung sind zu erkennen, beispielsweise entstehen Ängste, sich selbständig und ohne Hilfe fortzubewegen. Die physischen und psychischen Sturzfolgen können insbesondere die eigene Mobilität einschränken und zugleich eine Isolation hervorrufen (Vgl. DNQP 2013).
Definition
„Ein Sturz ist ein Ereignis, bei dem der Betroffene unabsichtlich auf dem Boden oder auf einer anderen tieferen Ebene aufkommt.“ (DNQP 2013)
Ziel
- Stürze vorzubeugen
- Sturzfolgen reduzieren
- eigene Mobilität fördern
- rechtzeitige Einschätzung der individuellen Risikofaktoren von Bewohnern/Patienten
- Bewohner/Patienten sowie Angehörige informieren und beraten
- Pflegekräfte, Pflegeeinrichtungen sowie alle Gesundheitseinrichtungen durch einheitlich wissenschaftliches und fundiertes Wissen unterstützen
Zielgruppe
Die Sturzprophylaxe lässt sich auf alle Personen übertragen, die sich in einer zeitweiligen, aber auch in einer langfristigen pflegerischen Fürsorge befinden. Die Ausübung findet in Krankhäusern, ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen sowie in Tagespflegen statt.
Anwender der Sturzprophylaxe
- Altenpfleger
- Gesundheits- und Krankenpfleger
- Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger
- alle, die einen pflegebezogenen Studiengang absolviert haben
Sturzrisikofaktoren
Der aktuelle Expertenstandard empfiehlt keine der für die Pflege entwickelten Sturzrisikoskalen (Vgl. DNQP 2013). Die Analyse des Sturzrisikos erfolgt hauptsächlich durch die Pflegefachkraft, die eine systematische Identifizierung der vorliegenden Risikofaktoren im Aufnahmegespräch ermittelt.
in Anlehnung an DNQP 2013
Ablauf der Sturzprophylaxe
Analyse
Vor der pflegerischen Handlung erfolgt zunächst ein Aufnahmegespräch mit dem Patienten/Bewohner/Klienten. Im Aufnahmegespräch nimmt die Pflegefachkraft eine systematische Analyse von
- personenbezogenen Risikofaktoren,
- medikamentenbezogenen Sturzrisikofaktoren und
- umgebungsbezogenen Sturzrisikofaktoren vor.
Planung
Nach der Analyse des Sturzrisikos erfolgt die Aufklärung über mögliche Risikofaktoren sowie eine gemeinsame Maßnahmenplanung mit der Pflegefachkraft und dem Patienten/Bewohner/Klienten. Die Angehörigen werden ebenfalls aufgeklärt und in die Planung mit einbezogen, bei Bedarf geschult.
Durchführung
Alle beteiligten Berufsgruppen sind über die Maßnahmenplanung informiert und gestalten diese ggf. mit.
Mögliche Maßnahmen:
- Kontinenztraining
- Verwendung passender Inkontinenzprodukte
- Hilfsmittel wie Brille, Hörgeräte, Rollator werden genutzt
- Entfernen der Stolper-/ Rutschgefahren, z.B. Kabel, Pfützen
- auf festes Schuhwerk achten
- Verwendung von Protektoren
Evaluation
- Evaluation der ergriffenen Maßnahmen
- erneute Analyse des Sturzrisikos nach einem Sturz und bei Veränderungen, z.B. bei gesundheitlichen Veränderungen, Veränderung der Räumlichkeiten, etc.
in Anlehnung an DNQP 2013
Dokumentation
- Systematische Sturzeinschätzung
- Aufklärungsgespräche
- Interventionsplanung
- Jeder Sturz sowie die dazugehörige Analyse (Umstände / Art der Verletzung / welche Maßnahmen wurden ergriffen?)
Quelle
Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (Hrsg.) (2013): Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege – 1. Aktualisierung 2013. Schriftreihe des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege. DNQP: Osnabrück